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Ich bin davon überzeugt, dass der Schwarzwald der beste Ort ist, um Wintersport zu betreiben und um zu trainieren. Darum bin ich bemüht, auch mal unsere Nationalmannschaft hierher zu holen.

Benedikt Doll

 

Benedikt, wir sitzen gerade bei dir im Wohnzimmer mit Aussicht auf die Berge. Was geht dir beim Blick nach draußen durch den Kopf?

Ich genieße den Ausblick aus meinem Wohnzimmerfenster ins Dreisamtal. Vor mir die Bergsilhouette, man sieht sogar bis in die Vogesen und ab und zu den Kaiserstuhl. Ich liebe es, im Schwarzwald zu sein.

 

In wenigen Tagen beginnt die neue Saison. Wie sieht dein Training aktuell aus?

Eigentlich ist man das ganze Jahr über am Sport machen. Außer im April, da ist Saisonpause, da macht man mal zwei bis drei Wochen nichts. Ich trainiere viel im Kraftraum, bin aber auch draußen mit Skirollern unterwegs. Zurzeit steht viel Herbsttraining an mit Skirollern, ich mache Bergtouren, trainiere Schrittsprünge.


Was sind denn Schrittsprünge?

Man sucht sich einen Berg und macht Wechselsprünge. Man imitiert dabei die Skating-Technik. Das ist schon sehr intensiv.

 

Was haben die drei Stichworte Schwarzwald, Weltcup und Dolls Küche mit dir zu tun?

Ich bin im wahrsten Sinne ein Urschwarzwälder, in Titisee-Neustadt geboren. Ich möchte auch nicht wegziehen. Wenn ich für zwei Wochen im Trainingslager bin, krieg ich Heimweh. Ich liebe das Höhenpanorama im Schwarzwald, den Kaiserstuhl. 

Zum Stichwort Weltcup: Ich bin oder war als Biathlet im Schwarzwald lange eher der Exot. Skisprung ist hier viel populärer.  Ich kam auch über das Skifahren zum Biathlon, habe mich immer mehr verbessert und beschlossen, das profimäßig anzugehen. 2012 war ich dann zum ersten Mal beim Weltcup dabei.

Zum Stichwort Dolls Küche: Ich hab über meinen Vater, der Küchenmeister ist, schon beim Kochen geholfen, als ich noch klein war. Eine gute Ernährung ist auch wichtig für meinen Sport. Hier im Dreisamtal finde ich viele regionale Zutaten. Unser Buch Dolls Schwarzwaldlust fasst  viele Rezepte zusammen, die ich gerne mal zu Hause koche. Das Besondere am Buch ist die Kombination zwischen den Gerichten und unseren schönsten Touren im Schwarzwald. Wanderungen, Mountainbike-Touren. Und wenn man was gegessen hat, muss man das natürlich auch wieder von den Hüften runterkriegen.

 

Wurde dir der Sport quasi in die Wiege gelegt?

Meine Familie ist grundsätzlich sehr sportlich. Vor allem meine Schwester. Sie ist im Marathon semi-professionell unterwegs. Da muss ich mich schon anstrengen, dass ich bei ihr mithalten kann.

 

Was braucht es, um erfolgreich zu sein? 

Ich glaub, es braucht eine Balance. Wenn man zu ehrgeizig ist und alles zu ernst nimmt, geht man im Profisport kaputt, man hält dem Druck nicht stand. Wenn etwas nicht klappt, muss man damit zurechtkommen. Da braucht man eine gewisse Lockerheit, zu sagen: „Ach, jetzt war das nichts, ich hake es ab. Neuer Versuch.“ Ich hab keine Probleme mit Lockerheit. Ich denk zwar immer, ich mach zu wenig, aber am Ende weiß ich, es ist mehr als genug. Wenn das Wetter mal schlecht ist, kann ich auch mal sagen, dass ich nicht rausgehe. Aber grundsätzlich ist es so, wenn man was erreichen will, muss man dran bleiben. Wenn ich etwas mach, dann mach ich es hundertprozentig.

 

Ist Biathlon in Sachen Konzentration und Leistung herausfordernder als andere Sportarten?

Es ist ein Sport mit vielen verschiedenen Facetten. Beim Biathlon gibt es so viele verschiedene Baustellen. Da hat man immer irgendwas zu verbessern.  Es ist auch nie so nach einem Wettkampf, dass ich nicht weiß, was ich noch verbessern kann. 

Benedikt Doll am Schießstand

 

Was steht bei dir aktuell an? Wie läuft dein Training ab in Zeiten von Corona? Gibt es Einschränkungen?

Mich betreffen die Einschränkungen wenig. Im April und Mai war ich eh individuell unterwegs für mein Training. Klar wäre ich gerne mal mit einer Gruppe Radfahren gegangen. Aber ich kann mich nicht beschweren. Meine Frau hat Ferienwohnungen, da ist das was ganz anderes. Sie muss so viel organisieren, auf Hygieneauflagen achten. Sie ist natürlich vom Beherbergungsverbot betroffen. Insgesamt komme ich als Wintersportler sehr gut mit den Corona-Maßnahmen klar. 

 

Wann genau startet die neue Saison?

Ende November beginnt die Saison in Kontiolahti, Finnland. Vorher geht es noch zur Schneevorbereitung. Leider muss man im November ja den Schnee suchen. Und in Finnland hat man da noch bessere Chancen. Die International Biathlon Union (IBU) möchte alle Wettkämpfe ausrichten nach dem aktuellen Kalender, allerdings immer an verschiedenen Orten, an denen man länger bleibt. Man ist zwei Wochen an einem Ort und reist dann weiter. So wird der Reiseaufwand insgesamt verringert. Wir Sportler sind dazu angehalten, innerhalb des Teams kompakt zu bleiben und wenig mit anderen zu interagieren. Das ist die Strategie der IBU. Ich hoffe, dass alle Weltcups stattfinden aber aktuell ist das schwer abzuschätzen. 

 

Im Schwarzwald ist die weiße Pracht im November ja noch weit entfernt ...

Ja, das stimmt. Deshalb haben wir das Schneedepot am Notschrei, aber das ist vor allem für den Nachwuchs gedacht. Ich glaub, der Schnee wird erst Anfang Dezember dort ausgefahren. Allerdings ist die Anlage am Notschrei für den Profisportbereich im Moment noch etwas zu klein. Ich bin aber davon überzeugt, dass der Schwarzwald für Wintersport mitunter der beste Standort ist. Darum bin ich bemüht, mal die ein oder andere internationale Sportgruppe in den Schwarzwald zu holen. Mich freut, dass ich im Sommer einige Skirollerfahrer sehe. Das scheint ein Trend zu sein. 

Die Ferienregion Schwarzwald ist Heimat und zugleich liebster Trainingsort - zu jeder Jahreszeit.
Die Ferienregion Schwarzwald ist Heimat und zugleich liebster Trainingsort - zu jeder Jahreszeit. – © Michael Bührer

 

Apropos weiße Pracht: Was machst du, wenn es im Schwarzwald irgendwann keinen Schnee mehr gibt?

Man kann natürlich vorsorgen. Es gibt in höheren Lagen ziemlich kalte Nächte, auch wenn es nicht schneit. Da kann man mit Kunstschnee arbeiten. Das ist allerdings eine Frage der Energiegewinnung, denn es sollte umweltverträglich bleiben. Dann gibt es, wie gesagt, noch das Schneedepot am Notschrei. Dort wird der Schnee vom letzten Jahr abgedeckt mit Sägespäne und dann im Dezember wieder ausgefahren. Das ist eine umweltverträgliche Art und Weise, für Schneesicherheit zu sorgen. Aber klar, mir fehlt der Schnee, vor allem um die Weihnachtszeit.

Was waren Meilensteine in diesem Jahr für dich?

Ich konnte in diesem Jahr mein Studium abschließen nach acht Jahren. Ich hab im Winter immer ein Urlaubssemester gemacht, deshalb hat es etwas länger gedauert. Ich habe jetzt den Bachelor of Science in Wirtschaftsingenieurwesen. Es hat viel Spaß gemacht und mir viel gebracht.

Ist das für dich eine Art Plan B für die Zeit nach dem Profisport?

Ich möchte noch bis 2023 weitermachen und bei der Heim-WM dabei sein. Ich finde es wichtig, sich im Profisport noch eine weitere Sicherheit zu schaffen. Es ist immer besser zu sagen: " Wenn ich jetzt scheitere, falle ich nicht ins Nichts."

 

Im Dezember 2019 hast du in einem Interview über deine Saisonziele gesprochen: Podest-Platzierung im Weltcup, eine Einzelmedaille bei der WM, im Gesamtweltcup in die Top 6. Wie schaut es da aus?

Am Gesamtweltcup bin ich knapp gescheitert, ich war Siebter. Aber ich bin trotzdem zufrieden. Bei der WM lief es nicht so gut in Antholz. Ich hatte da Probleme am Schießstand, aber da hab ich viel dazugelernt und konnte mich inzwischen verbessern. Es hängt halt immer auch von der Form der anderen ab. Aber ich bleibe dran und bin motiviert.

Vielen Dank, Benedikt, fürs Gespräch und Dir viel Erfolg!

 

Text:  Iris Huber, Bilder: Nordicfocus und Michael Bührer

Datum der Veröffentlichung: 12.11.2020